Donnerstag 25. April 2024
Predigten

Zum 70. Geburtstag von Propst Maximilian Fürnsinn

(aus der Predigt von Abt Columban am 5. Mai 2010)

Liebe Brüder und Schwestern!

 

1. In meiner Zeit als Student in Salzburg habe ich mich einmal zu einem Dogmatikseminar über Maria angemeldet. Damals war unser Prof. Dr. Ferdinand Holböck als protector fidei der Erzdiözese Salzburg durchaus sehr traditionell unterwegs – er hat innerhalb der Kirche alles "rechts überholt", was zu überholen war. Und so etwa war auch das Seminar angesiedelt. Sehr fromm. – Von diesem Seminar sind mir die drei wesentlichen Aspekte des Kapitels 8 der Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ hängen geblieben: Maria ist "membrum ecclesiae", "typus ecclesiae" und "mater ecclesia".

Vor allem aber geht mir seit damals die Frage nach, wie sich eine echte, gute Mariologie auf das Leben auswirkt. Sagen wir es noch deutlicher: Wie kommt Maria in mein Leben? Genau das aber meint das 2. Vatikanische Konzil, wenn es über Maria sagt: Sie ist das Urbild der Kirche.

An Maria hat die Kirche Maß zu nehmen, was den Glauben, die Hoffnung und die Liebe anlangt.

 

2. Maria kommt in mein, in unser Leben, wenn uns drei Aspekte ihres Lebens präsent bleiben:

2.1. Maria steht als Mutter mit uns in Beziehung:

Wenn wir uns vom biblischen Blick auf Maria leiten lassen, stoßen wir immer wieder auf das faszinierende Faktum ihres Glaubens: Sie traut Gott. Sie gehorcht Gott. Sie lässt sich hineinfallen in die Wirklichkeit Gottes und gibt sich frei; sie überantwortet sich an die Wahrheit, an Gott. Maria verweigert sich nicht.

In ihrem Glaubensakt par excellence, in ihrem Ja zu den Plänen Gottes stellt Maria ihren Leib, ihr ganzes Selbst, ihre ganze Person als Ort für die Gegenwart Gottes zur Verfügung. Da beginnt ihrer Mutterschaft, die sich nicht nur auf ihren Sohn erstreckt, sondern von ihrer leiblichen Mutterschaft in eine geistige Mutterschaft übergehen wird. Die sogenannten anti-marianischen Stellen im Neuen Testament lassen ganz deutlich eine pädagogische Linie Jesu erkennen: Er erzieht Maria weg von der leiblichen zur geistigen Mutterschaft, die im Wort unter dem Kreuz gipfelt: "Frau, siehe, dein Sohn!" (Joh 19,26)

Hier wird schon eine Dimension aus dem Leben Mariens sichtbar, die bleibend zu ihr gehören wird: Maria tritt durch ihr "fiat" in eine universale Beziehung zu allen Menschen, weil sie der Mensch ist, der die Berufung in sich trägt, der Menschheit Gott zu schenken, Gott zu vermitteln.

Die erste dogmatische Aussage über Maria am Konzil von Ephesus ist wohl die größte Aussage über den Menschen und die kühnste Aussage über Gott: Theotokos – Gottesgebärerin, d. h. Gott will in dieser Welt vom Menschen her sein. Der wahre und ganze Gott ist nicht der, der sich vorenthält. Er ist der, der sich verschenkt, der sich hingibt, der liebt – der bis zum Äußersten liebt und sich deshalb ausliefert, schenkt.

Maria hat nicht ihren Gott erträumt und entworfen, sondern sich von Gott überraschen und rufen lassen. Maria hat sich geöffnet und hingehalten – und so ist das Wort Fleisch geworden, über alle menschlichen Möglichkeiten hinaus. Durch sie tritt der lebendige Gott in unsere Welt.

 

2.2 Sich an Maria orientieren heißt ihr Ja-Wort mitsprechen:

Wer sich konsequent an Maria orientiert, wird erkennen: An ihrem Ja-Wort komme ich nicht vorbei: "Ich bin die Magd des Herrn; Mir geschehe, wie du es gesagt hast." (Lk 1,38) Es ist das vollkommene menschliche Echo auf das Ja-Wort Jesu an den Vater, das der Hebräerbrief Jesus in den Mund legt: "Ja, ich komme … um deinen Willen, Gott, zu tun." (Hebr 10,7)

Das Ja Christi und das Ja Mariens sind völlig ineinander verschlungen, wobei immer wahr bleibt, dass Maria ihre glaubende Bereitschaft aus einer letztlich christologischen Gnade heraus spricht.

Mit Maria das Ja-Wort mit zu sprechen, bedeutet Verfügbarkeit leben, heißt sich Gott nicht verweigern, heißt in Freiheit verbindlich einwilligen in die Pläne Gottes. Wir spüren sehr deutlich: Auf diese marianische Haltung der Verbindlichkeit kommt es an. Aber gerade das fällt offensichtlich dem modernen Menschen so schwer, der sich in allen Bereichen Sicherheit schafft – und möglicherweise am Ende des Tages gut abgesichert isoliert und fruchtlos allein dasteht.

 

2.3 An Maria ist nichts privat:

Umgekehrt gilt aber: Wo die marianische Haltung der Verfügbarkeit und Verbindlichkeit anzutreffen ist, gelebt wird, dort gibt es blühendes kirchliches Leben, Berufungen in der Kirche. Je reiner ein Mensch die Gnade Gottes aufnimmt, sich öffnet, desto selbstverständlicher ist er auch bereit, die Gnade nicht für sich zu behalten, sondern alle daran teilnehmen zu lassen. Man wird deshalb von Maria sagen können: an ihr ist nichts privat – privat im Sinne vom lateinischen "privatus" "beraubt" – bei ihr ist alles auf Gemeinschaft angelegt, auf selbstlose Beziehung. Sie ist völlig transparent auf Gott hin und auf die Menschen hin. Daher ist marianische Grundhaltung und kirchliche Grundhaltung im Letzten identisch.

 

Lieber Propst Maximilian,

an Maria Maß nehmen – das ist der Kirche aus dem 2. Vatikanischen Konzil mitgegeben, uns allen mitgegeben und damit auch dir, der du diese unsere Kirche vor Ort maßgeblich mitgeprägt hast und mitprägst. Danke für dein Engagement in all den Jahren deines Dienstes.

Ich wünsche Dir am heutigen Tag, dass es Dir mehr und mehr gelingt – besser: geschenkt wird –, dass Du diese marianisch-kirchliche Verfügbarkeit lebst, weiterhin lebst, dich immer mehr von DEM ergreifen lässt, dem du dein Leben überantwortet hast, den du so sehr liebst. Amen.

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