Freitag 19. April 2024
Predigten

"Er ist aufgefahren in den Himmel"

(aus der Predigt von Abt Clemens zu Christi Himmelfahrt, 21. Mai 2009)

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

"Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen" (Heinrich Heine, deutscher Dichter im 19. Jh.). Ob solche Aussprüche oder Witze über den Himmel nur eine Verlegenheit oder Unwissenheit sind, oder nicht aus einer Hilflosigkeit gegenüber dem Begriff "Himmel" stammen?
Wir feiern Christi Himmelfahrt. Schon der Ausdruck "Himmelfahrt" ist nicht ganz passend oder sogar irreführend, denn es geht nicht um eine Raumfahrt von der Erde in ein unbekanntes Reich oben, Himmel genannt

 

Genau genommen sprechen auch die biblischen Texte des heutigen Festes nicht von einer Himmelfahrt. In der Lesung aus der Apostelgeschichte heißt es: "Er wurde vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken" (1,9). "Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes" (Mk 16,19). Und wenn wir im Apostolischen Glaubensbekenntnis sprechen: "er ist aufgefahren in den Himmel", dann lautet die präzise Übersetzung von "ascendit in caelum": er ist emporgestiegen in den Himmel.

 

Es handelt sich beim Ausdruck "aufgefahren in den Himmel" nicht um einen Begriff der Aerotechnik oder der Raumfahrt, es geht auch nicht um eine Dogmatisierung des „oben" sich befindenden Himmels. Die  
Begriffe sind zu klären: "Er sitzt zur Rechten des Vaters": Gott sitzt weder, noch steht, geht oder ruht er. "Zur Rechten": Gott hat weder eine rechte, noch eine linke Hand. All dies sind Bilder und Worte für etwas, wofür unsere Sprache nicht ausreicht. Außerdem sind sie anthropomorph, d.h. es werden menschliche Vorstellungen auf eine höhere Dimension übertragen.

Am Kreuz hat Jesus gerufen: "Es ist vollbracht" (Joh 19,30). Sein irdischer Lebensweg ist erfüllt, vollendet, vollbracht. Er ist für unsere Sünden gestorben. Was wir gewöhnlich als Heilswerk, als Erlösung bezeichnen, drückt Johannes mit dem Satz aus: "Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt" (1 Joh 2,2). Der Auftrag des Vaters ist erfüllt, er kehrt zurück zum Vater, in den Himmel. Der Himmel ist nicht ein Ort, der oben oder unten ist, der Himmel ist eine Person, die Person des lebendigen Gottes. So wie Jesus dem reuigen Schächer am Kreuz gesagt hat: "Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein" (Lk  23,43). Paradies, Himmel bedeutet: mit mir, mit Christus, mit Gott. Himmel bedeutet das unvorstellbare Glück für immer bei ihm, in ihm, zu sein.


Nach seiner Auferstehung ist er den Jüngern eine gewisse Zeit leibhaft erschienen. Lukas wählt in der Apostelgeschichte die biblische Zahl 40. "Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen" (Apg 1,3).

Wir feiern Christi Himmelfahrt. Was bedeutet das für uns? Was geht das mich an? Georges Bernanos, französischer Schriftsteller (1888-1948), bekannt durch viele Werke, z.B. "Die begnadete Angst",  
sagt über unseren Glauben und das Leben aus dem Glauben: "Man verliert den Glauben nicht. Aber er hört auf, dem Leben Form zu geben." Christi Himmelfahrt gibt dazu Impulse, dass der Glaube nicht

aufhört dem Leben Form zu geben. Die wichtigsten sind: Dass wir mitten im Alltag (Familie, Beruf, Arbeit) den Blick nach vorne - oder nach oben - richten. Christus geht uns voraus. Das Leben hat Sinn, hat ein Ziel. Dieser Blick allein genügt aber nicht: "Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen" (Apg 1,11). Der Blick nach oben verpflichtet uns gleichzeitig auf den Weg hier unten zu schauen. Christi Himmelfahrt will, dass wir als Christen bewusster leben, und dass wir seinen Auftrag verwirklichen, die Welt (unsere, meine Welt) im Geist Christi zu gestalten. Christi Himmelfahrt versichert uns, dass er, auch wenn er die Welt verlässt,  
bei uns gegenwärtig bleibt.

Das alles übersteigt damals die Kraft der Apostel, das übersteigt unsere Kraft. Deshalb verheißt er einen anderen Beistand, "der euch alles lehren wird, was ich euch gesagt habe" (Joh 14,26). Es ist deshalb mehr als logisch, dass die Kirche am Fest Christi Himmelfahrt dazu übergeht um den Hl. Geist zu beten und das besonders in der Pfingstnovenein den Tagen von heute bis Pfingsten.

 

 

 1. Lesung: Apg 1,1-11 - 2. Lesung: Eph 1,17-23 - Evangelium: Mt 16,15-20

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